Lachgaseinspritzung am Töffli

Lachgaseinspritzung am Töffli
In der Garage

Spielerei oder effektives Tuning

Spätestens seit der Blockbuster „The Fast and the Furious“ in den Kinos lief, ist den meisten Töfflimeitli und Töfflibuebe Distickstoffmonoxid (N₂O) bzw. Lachgas ein Begriff. Denn wie in besagtem Blockbuster anschaulich dargestellt, lässt sich die Leistung von Motoren mit diesem Stoff erheblich in die Höhe schrauben. Doch lohnt es sich tatsächlich, seinen Hobel mit einer Lachgaseinspritzung aufzurüsten?

Ist eine solche Einspritzung wirklich effektives Tuning für deinen Hobel oder einfach nur eine Spielerei, die nicht viel bringt? Und ist eine solche Einspritzanlage legal? Diese Fragen beantworten wir dir in diesem Artikel.

Ist eine Lachgaseinspritzung legal?

Alle Komponenten für Lachgaseinspritzungen für Mofas sind in der Schweiz frei verkäuflich. Also sollte doch auch der Betrieb solcher Einspritzanlagen legal sein, oder? Leider ist dem nicht so. Rüstest du deinen Hobel mit einer Lachgaseinspritzung aus, erlischt dummerweise die Betriebserlaubnis, weil es sich um eine umfassende bauliche Veränderung handelt und das Fahrzeug durch den Umbau über mehr Leistung verfügt, als in den Papieren eingetragen ist. Auf der Strasse solltest du dich mit einer solchen Einspritzanlage also nicht sehen, oder zumindest nicht erwischen lassen, wenn du keinen Ärger mit der Polizei riskieren möchtest. Für den Einsatz auf der Rennstrecke kann eine Lachgaseinspritzung aber durchaus zulässig sein. Beim Einsatz im Racing-Sport kommt es selbstverständlich stets auf das jeweils gültige Reglement an, über das du dich im Zweifelsfall bereits informieren solltest, ehe du an deinem Rennmofa eine Lachgaseinspritzung montierst.

Eine Lachgaseinspritzung ist lediglich auf Privatgelände erlaubt

Sind Distickstoffmonoxid- und Nitro-Einspritzung das Gleiche?

Die simple Antwort lautet: nein! Denn bei einer Nitroeinspritzung wird zusätzlich zum Lachgas noch Nitromethan in den Verbrennungsraum gespritzt. Diese Art der Einspritzung zur Leistungssteigerung ist jedoch absolut nicht zu empfehlen. Denn hierbei entstehen enorme thermische Belastungen, welche die Lebensdauer des Mofa-Motors erheblich verkürzen können.

Wie funktioniert eine Lachgaseinspritzung am Mofa und welche Varianten gibt es?

Sinn und Zweck einer solchen Einspritzung ist es, im Verbrennungsraum des Motors mehr Sauerstoff für die Verbrennung bereitzustellen und dadurch eine höhere Leistungsausbeute zu erzielen. Das Plus an Sauerstoff wird aus dem Lachgas gewonnen. N₂O zerfällt bei etwa 575° C in seine Atome, wodurch der Sauerstoff für die Verbrennung frei wird. Dies führt jedoch nur zu mehr Leistung, wenn auch pro Zylinderfüllung mehr Kraftstoff zur Verfügung steht.

Durch Lachgas wird im Verbrennungsraum mehr Sauerstoff zur Verfügung gestellt

Andernfalls führt der Überschuss an Sauerstoff lediglich zu höheren Verbrennungstemperaturen, was dem Motor deines Töfflis überhaupt nicht guttut. Es könnte also ebenfalls eine Einspritzung von reinem Sauerstoff oder eine Lufteinspritzung verwendet werden. Eine wichtige Eigenschaft des Lachgases jedoch ist, dass mit seiner Hilfe die Temperatur der Ansaugluft um etwa 20° C gesenkt werden kann. Hierdurch kann eine höhere Anzahl von Sauerstoff- und Brennstoffmolekülen pro Volumen zur Verfügung gestellt werden, was wiederum eine höhere Energiemenge pro Volumen zur Folge hat. Im Endeffekt kann dieser chemische Prozess für eine Leistungssteigerung an deinem Töffli genutzt werden. Welche Möglichkeiten gibt es aber nun in der Praxis, um eine Lachgaseinspritzung zu realisieren? Hier unterscheidet man grundsätzlich zwei Methoden, nämlich Wet- und Dry-Systems.

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Wet System – die „nasse“ Lachgaseinspritzung

Bei solchen Systemen wird das Gas gemeinsam mit dem Brennstoff über spezielle Mischdüsen in den Verbrennungsraum eingespritzt. Der Vorteil hierbei ist, dass es zu keinem Überschuss an Sauerstoff kommen kann, da das optimale Mischungsverhältnis stets beibehalten wird. Infolgedessen sind bei solchen Systemen thermische Überlastungen des Motors nicht zu erwarten. Am Mofa wird diese Technik realisiert, indem man das N₂O über den Luftfilter einspritzt. Durch den Umweg über den Filter ist sichergestellt, dass es zu keinem Sauerstoffüberschuss im Zylinder kommt. Es bietet sich an, bei Verwendung einer solchen Lachgaseinspritzung zugleich einen Sport-Luftfilter einzusetzen.

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Dry System – die „trockene“ Lachgaseinspritzung

Bei dieser Methode spart man sich den Umweg über den Filter. Das Gas wird direkt in den Brennraum gespritzt, während der für die Verbrennung notwendige Kraftstoff vom Vergaser zur Verfügung gestellt wird. Hierbei droht allerdings die Gefahr, dass kein einheitliches Gemisch erzeugt wird und ein Überschuss an Sauerstoff entsteht, weil der Vergaser nicht genügend Kraftstoff zur Verfügung stellen kann. Es ist dann zu viel Sauerstoff und zu wenig Kraftstoff im Brennraum vorhanden. Hierdurch sinkt bei deinem Mofa auch der Grad der Schmierung. Mit den bekannten Folgen: Die Reibung zwischen Zylinder und Kolben erhöht sich, was im schlimmsten Fall einen Kolbenfresser zur Folge haben kann. Auch ist die Gefahr einer thermischen Überlastung des Motors bei dieser Art der Lachgaseinspritzung relativ hoch. Sie sollte daher, wenn überhaupt, nur für kurze Einsätze und nicht für den Dauerbetrieb eingebaut werden.

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Macht eine Lachgaseinspritzung für Mofas also überhaupt Sinn?

Eine Lachgaseinspritzung zur Leistungssteigerung deines Töfflis hat auf jeden Fall einen spürbaren Effekt. Allerdings solltest du immer auf ein Wet-System setzen. Ansonsten ist die Gefahr eines kapitalen Motorschadens schlicht und einfach zu hoch. Aber selbst bei der nassen Lachgaseinspritzung ist es durchaus nicht ausgeschlossen, dass bei langfristiger oder exzessiver Nutzung der Motor oder zumindest einzelne Komponenten Schaden nehmen. Wird eine hochwertige Lachgaseinspritzung eingebaut, mit einem passenden Luftfilter kombiniert und optimal für den jeweiligen Motor eingestellt, kannst du dich aber auf jeden Fall über eine signifikante Leistungssteigerung freuen.

Mofa-Geschwindigkeitsmessung

Mit Lachgas zur Spitzengeschwindigkeit

Für den Alltagsgebrauch sind Lachgaseinspritzungen eher ungeeignet, da mit Ihnen auch immer eine stärkere Belastung des Motors einhergeht und du nicht mehr auf öffentlichen Strassen und Wegen fahren darfst. Möchtest du aber für dein Renntöffli eine solche Anlage montieren, ist diese Art des Tunings ein interessantes Projekt. Allerdings kannst du mit Racing-Zylindern, Tuningvergasern und einem professionellen Set-up unkomplizierter einen vergleichbaren Leistungszuwachs aus deiner Perle herausholen.

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Bildquellen:

Beitragsbild: Von Stefan-Xp – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=2414078
Lachgaskartuschen: © © ink drop – stock.adobe.com – stock.adobe.com
Lachgasflasche am Motorrrad: © Von nl:wiki, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=527638
Yamaha VMAX mit NOS Tank: Von Cjp24 – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=76019954

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