Mach dich unabhängig von der Mofawerkstatt
Schrauberhandwerk für Einsteiger
Auf alten Pferden lernt man reiten
Bist du ein Neuling auf dem Gebiet, dann ist ein Töffli, vor allem ein älteres Modell ideal. Erstens funktionieren die meisten Teile noch mechanisch, sodass du oft Aufbau und Prinzip leicht nachvollziehen kannst. Zweitens bekommst du einen alten, reparaturbedürftigen Hobel auch für kleines Geld. Dadurch kannst du dir den Luxus erlauben, ein altes Tomos– oder Piaggio-Töffli zu kaufen, um an diesem Gefährt das Schrauben zu lernen und dich mittelfristig unabhängig von der Mofawerkstatt zu machen. Sollte dir dabei ein Fehler unterlaufen, dann ist es auch nicht so tragisch, wenn dein Übungs-Töffli nicht anspringt. Du kannst es einfach als cooles Hobby-Projekt sehen.
Tipps für den Einstieg
Aber auch wenn du nicht an einem Töffli schraubst, das du zu Übungszwecken gekauft hast, gilt: Hab keine Angst, etwas falsch zu machen! Willst du als Töfflibuebe oder Töfflimeitli das Schrauben lernen und dich von der Mofawerkstatt unabhängig machen, dann hast du einen Riesenvorteil: Du musst keinen Computer an dein Fahrzeug anstöpseln, du brauchst keine Hebebühne und für den Anfang kommst du auch mit wenig Werkzeug aus. Du kannst also bei schönem Wetter im Hof oder bei nicht so schönem Wetter in deiner Garage oder deinem Schuppen mit den ersten Schrauber-Lektionen beginnen. Aber womit fängt man an? Um die Frustrationstoleranz nicht zu überschreiten und dir am Anfang ein paar sichere Erfolgserlebnisse zu gönnen, solltest du dich langsam herantasten. Lass erst einmal die Finger von komplizierten Aufgaben und nimm dir auch nicht gleich sicherheitsrelevante Teile wie die Bremsen vor.
Du kannst einfach mal die Reifen austauschen. Du wirst staunen, wie leicht das geht. Wenn dein Töffli gerade keine neuen Schlappen braucht, kannst du die Dinger einfach so abmontieren. Dadurch hast du dein erstes Erfolgserlebnis und sammelst erste Erfahrungen! Alternativ kannst du zum Einstieg auch die Glühbirnen der Beleuchtung austauschen. Oder du ersetzt gleich den kompletten Scheinwerfer durch einen neuen.
Vielleicht liebäugelst du ja schon länger mit einem coolen Scheinwerfer aus der Welt der Custom-Parts, hättest die Montage aber bisher in der Mofawerkstatt erledigen lassen. Jetzt ist die Zeit gekommen, es selber zu machen. Apropos Custom-Parts: Es gibt eine Menge cooler Lenker, die deinem Töffli gleich eine ganz andere Optik verleihen. Auch hier ist der Aus- und Einbau leicht zu bewerkstelligen. Eine ideale Übung, um deine Schrauberfähigkeiten zu verbessern. Hast du die ersten Schrauber-Lektionen hinter dir, dann hast du sicher den Ehrgeiz, auch die nächste Reparatur selbst zu schaffen, ganz ohne Mofawerkstatt.
Wie geht es weiter?
Spürst du diesen Ehrgeiz in dir, dann solltest du auch bei deinen ersten Reparaturen oder Wartungen den Schwierigkeitsgrad langsam steigern. Du könntest die Zündkerze wechseln oder einfach nur herausschrauben, um dir das Zündkerzenbild anzuschauen. Die Färbung der Kerze verrät dir viel über den Zustand des Motors oder deines Luftfilters. So erarbeitest du dir schnell und Stück für Stück Fachwissen wie ein Mechaniker in einer Mofawerkstatt.
Oder du zerlegst einen Teil des Mofas, um es gründlich zu reinigen. Auch Ersatzteile wie ein altersschwacher Auspuff können ein spannendes Projekt werden.
Wenn du die ersten Reparaturen selbst erledigt hast, und dich an ambitioniertere Aufgaben heranwagen willst, wirst du feststellen, dass es ganz ohne Spezialwerkzeug und Ausrüstung nicht geht. Es ist an der Zeit dir deine eigene kleine Mofawerkstatt einzurichten. Das kann ein Schuppen sein, aber auch eine freie Ecke in der Garage, viel Platz brauchst du dafür nicht. Idealerweise solltest du dein Mofa dort abstellen können.
Die Grundausstattung für deine Mofawerkstatt
Es bleibt dir überlassen, ob du über Jahre Werkzeuge und Ausrüstung zusammensammelst, oder dir zumindest eine Grundausstattung für deine Mofawerkstatt auf einen Satz zulegst. Aber erfahrungsgemäss hast du mehr Spass beim Schrauben, wenn du über ein gewisses Equipment verfügst. Nicht fehlen sollte in deiner Hobby Mofawerkstatt:
- Arbeitshandschuhe – um deine Hände vor Schmutz und das Mofa vor schmutzigen Händen zu schützen.
- Ein gut gefüllter Werkzeugkasten mit gängigen Standardwerkzeugen
- Ein Satz Schraubenschlüssel – von klein bis gross
- Ein Set Inbusschlüssel mit Kugelkopf
- Ein Abzieher – besonders hilfreich, wenn Teile festsitzen und sich nicht lösen wollen. Beispielsweise die Pedalarme oder eine Kupplungsglocke.
- Eine Spritze, um Öl nachzufüllen. Manche Töfflis haben winzige Löcher, sodass ein Verschütten vorprogrammiert ist. Eine kleine Spritze aus der Apotheke wirkt da Wunder!
- Ein Ratschenkasten – Wir empfehlen die 1/4-Zoll-Variante. Für die meisten Schrauben am Mofa völlig ausreichend.
Damit hast du eine Grundausstattung zusammen, mit der du einige Reparaturen selber erledigen kannst und viel Spass bei Schrauben haben wirst.
Alles selber machen oder in die Mofawerkstatt gehen?
Die Antwort darauf hängt ganz von dir ab. Es gibt Leute, die sich im Lauf der Jahre zu waschechten Profis entwickelt haben. Allerdings trifft dies nicht auf alle zu. Im Zweifel solltest du die Arbeiten an sicherheitsrelevanten Teilen lieber in der Werkstatt erledigen lassen. Auf Dauer sparst du vielleicht gar nicht so viel Sackgeld, weil du dir jede Menge neues Werkzeug und Custom-Parts für dein Töffli zu legen wirst. Auch du gewinnst ein wunderschönes Hobby. Viel Spaß dabei!
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Bildquelle: Weiße Piaggio @Andreas für https://www.mofainserate.ch/
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