CILO
International bekannt wurde das Schweizer Unternehmen Cilo vor allem wegen seiner erstklassigen Velos. Aber jedes Töfflimeitli und jeder Töfflibuebe muss bei diesem Herstellernamen natürlich sofort an die mindestens genauso erstklassigen Cilo-Mofas denken. Während dem goldenen Zeitalter des Töffli-Booms in den 1960er-, 70er- und bis hinein in die 80er-Jahre prägten die Mofa-Modelle dieses Herstellers das Strassenbild massgeblich. Die Konstrukteure des Unternehmens entwickelten einige Perlen, die bis heute unvergessen sind. Wir stellen dir den Hersteller und seine beliebtesten Modelle genauer vor.
Sitz | |
Status | Nicht aktiv |
Gründung | 1914 |
Eine Schweizer Erfolgsgeschichte
Der Gründer des Herstellers Cilo, Charles Jan, war zunächst als Importeur von Automobilen und Motorrädern tätig. Unter anderem sorgte er dafür, dass die Schweiz mit Studebaker und Volkswagen-Autos sowie Motorrädern der Marke Royal Enfield versorgt wurden. Doch schon bald entdeckte er, dass seine eigentliche Liebe dem Velo gehörte. Ab dem Jahr 1914 produzierte man deswegen in Romanel-sur-Lausanne Velos für den Rennsport. Der Markenname setzt sich übrigens aus den Initialen des Firmengründers sowie den Anfangsbuchstaben von Lausanne und Oron zusammen: Cycles Jean Lausanne-Oron. Nur weil sich das „J“ in dieser Buchstabenkonstellation beim Aussprechen als etwas sperrig erwies, ersetzte es Charles Jan kurzerhand durch ein „I“, woraus letztlich der bekannte Name Cilo wurde.
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Frühe Erfolge im Radrennsport
Schon nach wenigen Jahren erarbeiteten sich die Velos des Herstellers einen hervorragenden Ruf. Insbesondere professionelle Radrennsportler schätzten die herausragende Qualität der Velos des Unternehmens. So triumphierte beispielsweise der berühmte Rennfahrer Hans Knecht bei den Strassen-Weltmeisterschaften im Jahr 1946 mit einem Velo des Schweizer Herstellers. In der Folge setzten immer mehr Profis und Amateure im Radsport auf die hochwertigen Velos aus Lausanne.
Beginn der Produktion von Krafträdern
Nachdem die Velos des Schweizer Herstellers im internationalen Radrennsport bereits zahlreiche Erfolge errungen hatten, begann das Unternehmen schon in den 1950er-Jahren damit, seine Produktpalette um motorisierte Kleinkrafträder zu erweitern. Zunächst konzentrierte man sich dabei auf motorisierte Velos. Doch in den 1960ern trat das Mofa seinen Siegeszug in ganz Europa an, sodass man auch in Lausanne mit der Produktion von Töfflis begann. Aus dieser Zeit stammen echte Klassiker wie das Cilo 502T, das durch einen leistungsstarken Motor ebenso begeisterte wie durch sein filigranes und edles Design.
Führender Velohersteller der Schweiz und Engagement im Rennsport
Parallel zu der Mofa-Produktion stellte Cilo selbstverständlich auch weiterhin hochwertige Velos her. Die Marke war lange Jahre eine feste Grösse im internationalen Radrennsport. Zahlreiche erfolgreiche Schweizer Fahrer, wie etwa Tony Rominger, Beat Breu und Daniel Gisiger, flitzen auf den Velos des Herstellers von Erfolg zu Erfolg. Auf dem Höhepunkt der Firmengeschichte war das Unternehmen in den 1990er-Jahren mit bis zu 40 000 verkauften Modellen die bedeutendste Schweizer Velomarke. Im Jahr 1992 gründete man sogar einen eigenen Rennstall. Gemeinsam mit dem Videospiel-Hersteller Atari und Ciclolinea, einem italienischen Hersteller für Fahrradkomponenten, feierte das Rennsportteam zahlreiche Erfolge.
Finanzielle Schwierigkeiten und Insolvenzen
Auch wenn Cilo bis weit in die 2000er hinein die Velo- und Mofa-Produktion aufrechterhielt, geriet die Marken dennoch, wie viele andere Zweiradhersteller, in finanzielle Nöte. Dies lag an stetig sinkenden Absatzzahlen, unter anderem für motorisierte Kleinkrafträder. So musste das Unternehmen im Jahr 2002 zum ersten Mal in die Insolvenz gehen, der im Jahr 2009 eine zweite folgte, welche zur vollständigen Liquidation führte. Die Markenrechte wurden im Jahr 2015 von COLAG gekauft.
Qualität, überdurchschnittliche Leistung und unwiderstehliches Design
Geblieben sind neben den Velos und den zahlreichen Triumphen im Rennsport auch die legendären Töfflis des Herstellers. Allerdings sind diese Perlen nicht nur sehr begehrt, sondern leider auch sehr selten. Das Cilo 502T zum Beispiel ist ein Töffli, das mittlerweile im Originalzustand fast gar nicht mehr auf Schweizer Strassen unterwegs ist. Neben diesem Mofa-Modell ist aber mit Sicherheit auch der Cilo-521-Hobel ein Töffli, das bis heute unvergessen ist.
Das Modell 502T: eine Ikone des filigranen Designs
Das 502T-Töffli begeisterte schon zu seiner Markteinführung durch ein überaus elegantes, fast filigranes Design, für das der komplett in der Schweiz hergestellte Rahmen, die ansprechenden Speichenfelgen, zahlreiche Chrom-Applikationen und die markante Tankform sorgten. Im Gegensatz zu so manchem Töffli anderer Hersteller wirkte das bereits in den 1960ern produzierte Töffli geradezu gazellenhaft und es war auch fast so flott unterwegs wie eines dieser Tiere. Dafür sorgte der Motor des italienischen Herstellers Beta aus Florenz, der übrigens viele Gemeinsamkeiten zu dem legendären 502-Aggregat von Sachs aufwies. Der Mofamotor hatte einen Hubraum von 47,6 cm³ und brachte eine Leistung von 0,8 PS. Bei Messungen auf dem Prüfstand erreichten viele Serienmotoren jedoch eine deutlich höhere Leistung als die vom Hersteller angegebene. Nicht selten lag die Leistung bei rund 1,1 PS. Dadurch war ein 502T auch ohne Tuning oftmals deutlich schneller als die werksseitig angegebenen 26 km/h. Auch aus diesem Grund ist dieses Modell von Cilo noch heute sehr beliebt bei Schraubern, denn es bietet eine perfekte Basis für individuelles Tuning. Dazu trägt auch das geringe Leergewicht von nur 42 kg bei einer zulässigen Nutzlast von 98 kg bei. Leider sind für dieses Töffli-Modell mit 2-Gang-Handschaltung heute kaum noch originale Ersatzteile erhältlich, was dazu führen kann, dass sich eine Restauration immens in die Länge zieht.
Das Cilo-512-Töffli – robust und alltagstauglich
Nicht ganz so selten wie das 502T ist das Cilo 512-Mofa. Dass dieses Töffli auch heute noch in recht grosser Stückzahl auf unseren Strassen unterwegs ist, mag unter anderem daran liegen, dass es bei Cilo bis weit in die 2000er Jahre hinein produziert wurde. Optisch ähnelt es dem heute noch hergestellten Pony-Cross 521. Ausgestattet war das Mofa mit einem 0,88 kW (1 PS) starken 49 cm3 Motor von Beta sowie einem 2-Gang-Automatikgetriebe und einem Dell'Orto Vergaser. Das Töffli erreichte eine werksseitige Höchstgeschwindigkeit von rund 29 km/h. Somit kam das Mofa ganz ohne Tuning an die gesetzliche Obergrenze von 30 km/h. Das Töffli war ab Werk in der Regel mit Druckguss-Felgen von Grimeca ausgerüstet. Es handelte sich, wie bei dem Modell 502T, um einen klassischen Einsitzer. Das Mofa von Cilo bringt bei einem zulässigen Gesamtgewicht von 180 kg ab Werk ein Gewicht von 55 kg auf die Waage. Aufgrund des neueren Baujahrs und der höheren Stückzahlen sind für dieses Töffli übrigens Ersatzteile deutlich einfacher zu finden.
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