HERCULES
Hercules, der Superheld der Antike, hat auf den ersten Blick nicht viel gemeinsam mit den Töffli-Modellen des gleichnamigen Herstellers. Doch bis auf den Olymp haben es letztlich doch beide geschafft. Denn auch die Mofamodelle des Herstellers, allen voran das Prima-Töffli, sind mittlerweile absoluter Kult und unsterblich. Wir stellen dir die Geschichte des legendären Herstellers und seiner beliebtesten Modelle genauer vor.
Sitz | |
Status | Nicht aktiv |
Gründung | 1886 |
Die Gründung des Traditionsherstellers
Wer Töfflis liebt, der kennt sie, die unkaputtbaren und robusten Modelle des Herstellers aus Nürnberg. Viele Jahre lang gehörte das Unternehmen zu den erfolgreichsten Mofaherstellern in Europa. Hercules wurde im Jahr 1886 unter dem etwas unspektakuläreren Namen Velozipedfabrik Carl Marschütz & Co. gegründet. Der Hersteller beschäftigte sich, wie man am Namen unschwer erkennen kann, also zunächst mit der Produktion von Velos. Gründungsort war Nürnberg, jene Stadt also, die in späteren Jahren für ihre boomende und legendäre Zweirad- und Motorenproduktion international bekannt werden sollte. Doch zurück ins Jahr 1886. Die Velozipedfabrik Carl Marschütz & Co. machte sich als Qualitätshersteller einen Namen, sodass der Absatz boomte und das noch junge Unternehmen bereits zwei Jahre nach seiner Gründung die Produktionsstätten erweitern musste. Bereits 10 Jahre nach der Unternehmensgründung beschäftigte man 250 Mitarbeiter und stellte rund 6.500 Velos im Jahr her. Um Kapital für weitere Investitionen zu generieren, erfolgte im Jahr 1897 die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft.
Seite 1 von 24
Erster Gehversuche im Motorradbau
Schon recht früh, nämlich von 1905 bis 1907, produzierte Hercules erste eigene Motorräder, doch diese ersten Modelle erwiesen sich als unrentabel. Erst gute 20 Jahre später stieg das Unternehmen erfolgreich in die Serienproduktion von Motorrädern ein. Der geschäftliche Erfolg in diesem Segment erklärt sich auch aus der Tatsache, dass ab diesem Zeitpunkt die Führerschein- und Steuerpflicht für Motorräder mit weniger als 200 cm³ Hubraum entfiel. Übrigens verwendete die Marke von Beginn an Fremdmotoren in ihren Zweirädern. Und natürlich war es der legendäre Motorenhersteller Fichtel & Sachs, der die Aggregate lieferte. Diese Kooperation hielt lange Jahre an, es ist also kein Zufall, dass auch an den ersten Töfflis aus dem Hause Hercules Motoren von Sachs verbaut wurden.
Zerstörung im 2. Weltkrieg und Wiederaufbau
Die Hercules-Werke wurden zur Zeit des Nationalsozialismus enteignet, da der Gründer Carl Marschütz Jude war. Er musste seine Aktienanteile weit unter Wert verkaufen und in die USA fliehen. Im Laufe des 2. Weltkriegs wurden die Produktionsstätten des Unternehmens weitgehend zerstört. Ab 1946 konnten in geringem Umfang wieder Velos und ab 1949 auch wieder Motorräder hergestellt werden. Zu dieser Zeit war die Dresdner Bank Eigentümer der Marke, veräusserte diese jedoch 1956 an Grundig. Wiederum zwei Jahre später übernahm Fichtel und Sachs die Hercules-Werke, was jedoch bis 1962/63 geheim blieb. Damit wollte man bei Fichtel und Sachs eine Reduzierung des Absatzes der eigenen Motoren verhindern, die auch in Krafträdern anderer Hersteller und somit in direkten Konkurrenzunternehmen von Hercules verbaut wurden.
Der Beginn der erfolgreichen Mofa-Ära
Als in den 1960er Jahren das Mofa seinen Siegeszug in ganz Europa antrat, hatte auch das Nürnberger Unternehmen das Potenzial der neuen Fahrzeugklasse längst erkannt und stieg in die Sparte der motorisierten Kleinkrafträder ein. Und das so erfolgreich, dass die Töffli-Produktion über Jahre hinweg eines der wichtigsten Standbeine wurde.
Zum Erfolg der Töfflis wie dem Modell Prima und dem Optima-Mofa trugen unter anderem natürlich die zuverlässigen und zugleich leistungsstarken Sachs-Motoren bei. Zunächst wurden beim Nürnberger Unternehmen noch gebläsegekühlte Motoren eingesetzt, die aber schon bald durch fahrtwindgekühlte Versionen ersetzt wurden. Wie es für Sachs-Motoren charakteristisch ist, war der Zylinder waagrechten verbaut. Erhältlich waren die Mofas aus dem Hause Hercules wahlweise mit einer 1-Gang Fliehkraft-Automatik oder aber mit einer Handschaltung, die 2 Gänge zur Verfügung stellte. In den 1970er Jahren produzierte das Unternehmen sogar das erste Mofa mit Elektroantrieb, das E 1 Accu bike. Diese fand jedoch keinen grossen Anklang, obwohl es seiner Zeit weit voraus war. Als Anfang der 1980er Jahre der Zenit des goldenen Töffli-Zeitalters überschritten war, waren auch die guten Zeiten des Zweiradherstellers vorbei. Kaum ein Töffli wurde mehr verkauft und die Absatzzahlen sanken stetig. Zwar produzierte man tapfer bis zum Jahr 2004 weiter Töfflis, doch die verheerende Entwicklung liess sich nicht aufhalten. Als letzter deutscher Hersteller gingen in der Mofaproduktion von Hercules im Jahr 2004 endgültig die Lichter aus. Heute werden zwar noch Velos der Marke Hercules produziert, allerdings sind die ursprünglichen Produktionsstandorte längst geschlossen. In Anbetracht der einstigen Grösse und des glanzvollen Renommees des Herstellers ist also leider nicht viel geblieben. Wenn da nicht die Töfflis des Herstellers wären, die immer noch auf den Strassen unterwegs sind. Zu verdanken ist dieser schöne Anblick der Leidenschaft und dem Enthusiasmus zahlreicher Töfflimeitli und Töfflibuebe, die mit viel Herzblut die altgedienten Hercules-Mofas in fahrbereitem Zustand erhalten.
Die Kult-Mofas der bekannten deutschen Marke
Das grösste Kult-Potenzial unter den zahlreichen Modellen, die der Hersteller im Laufe seiner langjährigen Geschichte auf die Strasse brachte, haben sicher das Prima-Mofa und das Optima-Töffli. Diese Baureihen wurden lange Jahre und in grossen Stückzahlen verkauft.
Die Prima von Hercules: das erfolgreichste Modell der Marke
Die Prima war ein echter Liebling der Massen und verkaufte sich sowohl in Deutschland als auch in der Schweiz sowie in vielen anderen europäischen Ländern hervorragend. Hierfür gab es mehrere Gründe, die das Töffli zu einem Dauerbrenner machten. Hierzu zählte neben Zuverlässigkeit auch eine robuste und einfache Technik, die wunderbar für ambitionierte Schrauber geeignet war. Zählt man die Vorgängermodelle der M-Reihe hinzu (denn erst ab 1980 wurde die Baureihe in Prima umbenannt) wurde die Modellreihe von Mitte der 1970er Jahre bis zur Produktionseinstellung 2004 gebaut. Die M-Baureihe umfasste die Modelle M1, sowie M2, M4 und M5. Optisch wussten diese ersten Modelle mit zahlreichen Chromteilen und schicken Speichenrädern zu begeistern, damals war das für Mofas noch etwas ganz besonders.
Auch wenn das Töffli ab 1980 den Namen Prima erhielt, war dies doch eigentlich nur eine reine Änderung des Namens, da die M-Reihe nahezu nahtlos fortgeführt wurde. Das Prima-Töffli wurde in den Varianten 1 bis 6 gebaut. Dabei hatten die Modelle 1, 3, 5 und 6 ein Zweigang-Getriebe mit Handschaltung, während die Modelle 2 und 4 ein Automatikgetriebe mit fliehkraftgesteuerter Lamellenkupplung aufwiesen. Alle Prima-Mofas waren mit einem 1,1 kW (1,5 PS) starken Motor von Sachs ausgestattet, der selbstverständlich vom Werk aus auf 25 km/h gedrosselt war.
Eine Ausnahme bildeten die Mofamodelle Prima GT, GX, SX und G3. Sie hatten nicht nur einen mit 1,6 PS stärkeren Motor, sondern waren zudem mit einer 3-Gang-Handschaltung ausgestattet. Zu erkennen waren diese Modelle ganz leicht am obenliegenden Tank und einer durchgehenden Sitzbank. Übrigens hatten nur die Modelle 2 und 3 die Speichenräder aus der M-Reihe übernommen. Alle anderen Modellvarianten waren mit Druckguss-Rädern versehen.
Die Optima-Baureihe
Nachdem man mit dem M-Mofa und der Prima einen solchen Erfolg verbuchen konnte, entschied man bei Hercules kurzerhand, eine leistungsstärkere Variante auf den Markt zu bringen. Das war die Geburtsstunde des Hercules-Optima-Töfflis. Das Modell hatte eine 2-Gang-Handschaltung und einen 2,9 PS starken Motor mit einer Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h ab Werk. Optisch unterschied sich das Optima-Töffli kaum von dem Prima-Mofa. Jedoch waren die Verkaufszahlen der Hercules-Optima-Baureihe deutlich geringer. Obwohl auch diese Baureihe bis zum Ende der Zweiradproduktion hergestellt wurde, war sie kein vergleichbarer Erfolg, zumindest in monetärer Hinsicht. Optisch und in puncto Fahrspass begeistern jedoch auch diese Modelle bis heute.
Weitere Hersteller entdecken